‚Das Rheingold‘ im Herkulessaal – DER Abend anstatt Vorabend.

Plakat BRSO/Rattle "Das Rheingold"

Wenn ihr nicht alle so langweilige Kerle wärt, müsste das „Rheingold“ in zwei Stunden fertig sein!
(Richard Wagner, Proben zum Bayreuther-„Ring“, 1876)

Das was uns am Freitag im Herkulessaal der Residenz in München präsentiert wurde, war alles andere als langweilig und auch nicht nur ein Vorabend eines Bühnenfestspiels. Im Gegenteil: Die Wagner’sche Bezeichnung für „Das Rheingold“ wäre im Rahmen der kritischen Bewertung in jedem Fall für diese knapp zweieinhalb Stunden etwas tief gestapelt.

CDXu2BmWEAACpxv.jpg-largeDenn die konzertante Aufführung des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Sir Simon Rattle war ein großartiges Sängerfest. Auch das Orchester wurde seinem Weltruf gerecht – hier sei beiläufig das Stichwort „Konzertsaaldebatte“ angebracht.

Bereits die Einführung mit „Wotan“ Michael Volle, der sich dankenswerterweise eine Stunde vor Beginn noch einem Interview zu Verfügung stellte, ließ etwas Außergewöhnliches erwarten.

Alleine die veränderten akustischen Bedingungen im Vergleich zum Opernbetrieb und die Nähe der Sänger zum Orchester veränderten die gewohnten Höreindrücke für Wagner’s Werk.

Auch, wenn kurzfristig die wunderbare Hanna-Elisabeth Müller aufgrund Krankheit als Woglinde absagen musste, bot sich eine ausgeglichene und Akzent setzende Sängerparade.

Michael Volle präsentierte sich mir als Wotan mit großem Potenzial für die Zukunft. Ich mag ihn persönlich sehr. Auch seine Stimmfarbe sowie die Kraft und Weite der Wotan’schen Rollengestaltung finde ich interessant. Nächste Station für ihn als Wotan/Wanderer wird die Ring-Serien 2015/2016 an der Staatsoper am Ring in Wien sein.

IMG_6345Elisabeth Kulman war erst kürzlich in der Bayerischen Staatsoper nebenan beim Kriegenburg-Ring mit einer selbstbewussten und charakterstarken Fricka-Interpretation in Erscheinung getreten. Diese Rolleninterpretation war in der konzertanten Aufführung in der stimmlichen Gestaltung auch deutlich herauszuhören. Leider gab sie via soziale Netzwerke vor ein paar Wochen bekannt, dass sie zukünftig nur noch Konzerte singen werde und sich aus dem Opernbetrieb zurückzieht.

Ebenso auch Tomas Konieczny. Hier wie auch im Ring im Nationaltheater überzeugte mich sein Unhold Alberich sowohl spielerisch als auch sängerisch. Momentan für mich die Top-Besetzung für diese Rolle. Ebenengleich gab Burkhard Ulrich einen verschlagenen Loge mit angemessenem Witz ohne jedoch einen peinlichen Anstrich zu bekommen.

Die Götter Donner und Froh wurden sehr solide von Christian von Horn bzw. Benjamin Bruns gegeben. Fasolt und Fafner waren mit den Bässen erster Güte Peter Rose und Eric Halfvarson besetzt.

Die Rheintöchter hatten kurzfristig mit zwei krankheitsbedingten Umbesetzungen zu verkraften. Das Trio bestand schließlich aus Eva Vogel, Mirella Hagen und Stefanie Irány.

Die in Wagner’scher Zeitrechnung sehr kurze Erda-Szene verwandelte Janina Baechle stimmlich in den angemessenen Moment. Für mich steht hier kurzzeitig immer die Zeit im Ring still.

Ein insgesamt in meiner Erinnerung bleibender Abend. Dank der Übertragung von BR Klassik konnte ich ihn auch zum Nachhören auf „Kassette“ aufnehmen. Wie Robert Braunmüller in seiner Kritik in der Abendzeitung München schreibt, wäre ein gesamter konzertanter Ring von Rattle durchaus wünschenswert; natürlich aber dann mit dem BRSO und in München!

Die zwei konzertanten Abende sind mittlerweile auch als Live-Mitschnitt auf CD erschienen: http://www.br-so.de/cd-dvd/wagner-das-rheingold/.

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